Wie kann ich als Coach meine Kommunikationskompetenz entwickeln?  (G. Borkowsky)

20.05.2024

Als Coach ist es essenziell, hervorragende Kommunikationsfähigkeiten zu besitzen, um effektiv mit Coachees arbeiten zu können. Hier sind einige mögliche Schritte und Techniken, die Ihnen helfen können, Ihre Kommunikationskompetenzen zu entwickeln sowie zu optimieren:

1. Aktives Zuhören

Aktives Zuhören ist ein Kommunikationsstil, bei dem der Coach mit seiner gesamten Aufmerksamkeit hinhört, was der Coachee ihm mitteilt. Dabei wird auf Bewertungen sowie Interpretationen verzichtet. Der Coach gibt seine Beobachtungen zu der nonverbalen, paraverbalen sowie verbalen Sprache wieder. Wichtig ist, dass der Coachee sich verstanden fühlt und gerechte Behandlung erfährt. Folgende Techniken können beim aktiven Zuhören angewendet werden

  • Techniken: Spiegeln, Paraphrasieren, Zusammenfassen und offene Fragen stellen.
  • Übung: In Peer-, Ausbildungs- und Austauschgruppen kann aktives Zuhören trainiert werden. Führen Sie Gespräche, bei denen Sie sich nur auf das Zuhören konzentrieren und vermeiden Sie es, sofort zu antworten. Zu Ausbildungs- und Korrekturzwecken können solche Frequenzen aufgenommen sowie ausgewertet werden.

2. Empathie mitbringen und leben

Es gibt Menschen, die Empathie mitbringen und andere müssen Sie sich diese mühsam erarbeiten. Es heisst noch lange nicht, wenn Menschen in sozialen, pädagogischen pflegerischen oder medizinischen Einrichtungen arbeiten, dass Sie empathisch sind. Empathie setzt eine Reflektion seiner eigenen Kommunikation und dem eigenen Handeln voraus. Empathische Menschen bringen Verständnis und Mitgefühl für Schmerzen, Notsituationen und Schicksalsschläge mit. Sie sind in der Lage ihre Eigenen Interesse zurückzustellen und leben die Empathie, wie Sie in den Leitbildern oder auf den Webseiten schriftlich verankert sind. Folgende Techniken können Empathie begünstigen.

  • Techniken: Begleitete Selbstreflektion mit einem externen Coach oder Supervisor. Ausbildungsstätten, Vorgesetzte und auch Angestellte unter sich können sich Feedback geben. (Dazu müssen alle Beteiligten bereit sein!). Praktische Erfahrungen in unterschiedliche Hilfsorganisationen zu machen, kann die Empathie steigern sowie festigen. (Sozialjahr, Praktikum, Zivildienst usw.).
  • Übungen: In Ausbildungs- und Trainingseinrichtungen bieten sich Rollen- und Theatertechniken aller Art an. Gehen Sie verschiedene Gefühlssituationen durch und reflektieren Sie. Ebenso helfen Mediationen-, Körper- und Atemarbeit sich selbst besser wahrzunehmen und zu verstehen. 

3. Klarheit und Prägnanz

In der Zusammenarbeit mit Menschen, denen Sie mit Empathie begegnen wollen, wird Klarheit und Prägnanz vorausgesetzt. Hier wird auf das Erfinden von Lügen und Geschichten erzählen verzichtet und auch nicht der eigene Vorteil ausgenutzt. Dinge werden sachlich und direkt benannt, was keineswegs mit Unfreundlichkeit zu tun hat. Empathische Menschen sprechen mit Menschen, nicht über sie in deren Abwesenheit. Es zählt hier die klare und einfache Kommunikation!

  • Techniken: Kommunikations- und Theatertechniken. Externe Coaches und Supervisoren können solche Persönlichkeitsentwicklungsprozesse begleiten und die Selbstreflektionsfähigkeit fördern.
  • Übung:  Mittels Improvisationstheater können komplexe Themen in wenigen, klaren Sätzen zusammengefasst und trainiert werden. Üben Sie im Beratungsgespräch innerhalb der Peergruppen. Nehmen Sie Frequenzen auf und arbeiten Sie vertieft an Ihren persönlichen Kompetenzen. In systemischen Aufstellungsarbeiten können Kommunikationsarten- und formen vereinfacht wiedergeben sowie trainiert werden.

4. Nonverbale und paraverbale Kommunikation

Die nonverbale Kommunikation spricht die Sprache mit dem Körper an und die paraverbale die energetische Ebene (beschreibt die Chemie zwischen den Menschen positiv oder negativ).

  • Techniken: Körper- und Wahrnehmungsarbeit. Techniken aus dem Kommunikations- und Theatertraining. Sie können sich auch von einem externen Experten trainieren und beurteilen lassen.
  • Übung: Nehmen Sie sich z.B. das emotionale ABC zur Hilfe. Zu jedem Gefühl machen Sie eine Übung und spüren dieses im Körper nach. Trainieren Sie so Ihre Fähigkeit tief zu empfinden. Beobachten Sie sich selbst und andere in Gesprächen, um nonverbale Signale besser zu verstehen und bewusst integrieren zu können.

5. Fragekompetenz

Zu einer gut entwickelten Kommunikationskompetenz zählt die Fähigkeit zur richtigen Zeit, im richtigen Moment - die richtigen Fragen zu stellen.
  • Techniken: Offene Fragen, geschlossene Fragen, reflektierende Fragen sowie diverse Frageformen können in Ausbildungs- und Trainingseinheiten gelernt, trainiert und in die eigene Praxis integriert werden. Sie können sich auch extern von einem Coach oder Supervisor begleiten lassen.
  • Übung: Suchen Sie sich alle Fragen zusammen, die es gibt. Teilen Sie diese in Untergruppen, wie z.B: systemische oder lösungsorientierte Fragen. Üben Sie in Peer- und Arbeitsgruppen einzelne Fragen durch und gestalten Ihr eigenes Sammelsurium

6. Feedback geben und empfangen

Wer mit Menschen arbeitet, sollte die Feedbacktechnik kennen und in der Lage sein diese anwenden zu können. In der Praxis ist dies oftmals nicht der Fall, weil keiner gern auf eigene Fehler schaut und diese nicht gern wahrnehmen will.  Feedback sollte immer nur mit der erteilten Erlaubnisgegeben werden. Dieses sollte zeitnah, wahr, in der Ich-Form und sachlich erteilt werden können.
  • Techniken: Das Pendeleton Modell (fördert die positive Bewertung/inkl. Selbstbewertung, das DESC-Modell (Describe, Express, Specify and Consequenzes), das Star/AR- Modell (Aspekte: Action, Alternative, Situation, Task, Result and Response), das Stopp-Feedback-Modell (Aspekte: Observable, Positiv, Timely and Specific), das Vier-Ohrenmodell von Schulz von Thun (mit den 4 Ebenen: der Appel, Beziehungs-, Sach- und Selbstoffenbahrungsebene), das 360 Grad Feedback (hier wird das Feedback auf den unterschiedlichsten Rollen herausgegeben, indem sich Beteiligte in die unterschiedlichsten Rollen begeben (in der Vorgesetzen-, Untergebenen, in der Bruder oder Schwesternrolle usw...),das WWW-Feedbackmodell (What= Wahrnehmung, What=Wirkung, What=Wunsch) und das letzte der wichtig genannten Feedbackmodell ist das SBI-Modell (Situation-Behavior-impact)
  • Übung: Rollen- und Theaterspiele lassen die unterschiedlichsten Feedbackmethoden gut erfahren und erlebbar machen. So lernen Sie die Methoden in Arbeits-, Ausbildungs- und Trainingsgruppen optimal kennen sowie anwenden.

7. Selbstreflektion  

Das Hinterfragen seiner Haltung, seines Handels und Sprechen sind wichtige Voraussetzungen, um als Coach erfolgreich sein zu können. Ein Coach nimmt sich nicht zu wichtig und hält sich dazu in Beratungssettings in den Hintergrund. Die Selbstreflektion mit einem externen Coach und Supervisor beugt toxisches Verhalten/Fehlverhalten vor. Konflikte sollen dadurch erst gar nicht erst entstehen können. Die Selbstreflektion ist ein wichtiges Instrument der Persönlichkeitsentwicklung und der Qualitätsoptimierung im Coaching.
  • Techniken: Tagebuch führen, Supervision und Peer-Feedback, Selbstdialoge, das Innere Team, Aufstellungstechniken usw.
  • Übung: Reflektieren Sie auch in der Praxis regelmässig Ihre Gespräche. Gehen Sie in Improvisations- und Intervisionsgruppen, um an der eigenen Selbstreflektion optimal arbeiten zu können. Sich als Coach in die Karten schauen zu lassen, ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal!

8. Emotionale Intelligenz

  • Techniken: Emotions-ABC erstellen und Gefühle erfahren, Selbstwahrnehmung durch Mediations-, Körper- und Atemarbeit erwerben, Selbstregulierung mittels Theatertechniken trainieren können. Mit einem externen Coach oder Supervisor können Sie Ihre Motivation überprüfen und soziale Fähigkeiten erweitern. Selbstreflektion ist hier wieder eine Grundlage aller Persönlichkeitsentwicklungsprozesse.
  • Übung:  Trainieren Sie und üben Sie auf allen Ebenen (körperlich, geistig/psychisch, emotional und energetisch).  Dazu bieten sich gut Mental-/Meditationstraining, Achtsamkeits-, Atem- Körper- und Improvisationsübungen an. Übungsfelder sind Ausbildungs-, Peer- und Trainingsgruppen.

9. Konfliktmanagement

Wer mit Menschen arbeitet, sollte konfliktfähig sein und keinen Konflikt aus dem Weg gehen oder gar ignorieren müssen. Viele Konflikte entstehen, wenn unterschiedliche Meinungen von Menschen, mit den unterschiedlichsten Halten und der fehlenden Kooperationsbereitschaft aufeinandertreffen. Solange Menschen abgewertet und bewertet werden, entstehen Konflikte. Führungskräfte können das Arbeitsklima fördern, indem Sie einen offenen und reflektierenden Kommunikationsstil fördern sowie pflegen. Es braucht vom Vorgesetzten auch Mut sich gegen fehlbare Angestellte durchsetzen zu können (auch wenn er dadurch Nachteile erfährt, das Einhalten der Menschenrechte steht vor dem Bewahren der eigenen Bevorteilung).  Der Coach muss sich deshalb in den verschiedensten Arbeits- und Lebenssituationen einfühlen können. Dabei spielt auch die Akzeptanz der eigenen Schwächen und dem Fehler machen dürfen, um wachsen zu können, eine zentrale Rolle.
  • Techniken: Deeskalationstechniken, Mediationstechniken. Externe Coaches und Supervisoren können Sie auf Ihrem Weg des Konfliktmanagements begleiten.
  • Übung: Mittels Körper- und Theaterarbeit kann der Coach auf all seinen Ebenen des Menschseins üben, reflektieren und sich verbessern,

10. Fortbildung und Training

Jeder Coach bildet sich regelmässig aus und weiter. Er betrachtet die Persönlichkeitsentwicklung als einen lebenslangen sowie verbindlichen Prozess. Als Mitglied eines Berufsverbandes kommt ein Coach in den Genuss von förderlichen und praktischen Weiterbildungen. Berufsverbände geben Ethiklinien und Empfehlungen heraus, an denen sich ein Coach orientieren kann. So wird Qualität gesichert, die er auch gegenüber dem Coachee ausweisen kann.

  • Techniken: Workshops, Seminare, Bücher und Online-Kurse.
  • Übungen: Diese sind vielfältig, trainieren verschiedene Methoden und sprechen den Menschen auf all seinen Ebenen an.

Konkrete Übungen und Ressourcen:

  • Rollenspiele: Simulieren Sie immer wann es geht Coaching-Sitzungen mit Berufs- oder Ausbildungskollegen, um ein Ass in der Anwendung der Kommunikation sowie Coaching-Skills zu werden (direkt von Mensch zu Mensch).
  • Mentoring und Peer-Coaching: Arbeiten Sie mit einem erfahreneren Coach oder Supervisor zusammen. So erhalten Sie nützliches Feedback, lernen von deren Kommunikationsstrategien und Umsetzungsmethoden.
  • Literatur und Online-Ressourcen: Bücher wie z.B. " gewaltfreie Kommunikation von Marshall Rosenberg, Schulz von Thun "Miteinander reden 1, 2 und 3 usw.  sowie Online-Kurse auf den unterschiedlichsten Plattformen von Ausbildungsinstitutionen, bringen Sie immer weiter. Suchen Sie nach den Informationen, die Sie wirklich brauchen und umsetzen können.

Indem Sie fortlaufend an diesen Fähigkeiten arbeiten, werden Sie Ihre Kommunikationskompetenzen als Coach verbessern und professionell auftreten. Lassen Sie sich in also immer in "die Karten gucken", damit Sie als Coach immer unter den Besten sein können!

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